Labyrinth der Düfte

Es war wie der Weg durch ein Labyrinth, vorbei an Hindernissen und neuen Abenteuern. Alle Sinne wurden dabei auf die Probe gestellt und besonders die feinen Nasen wurden besonders gefordert. Das Ergebnis ist das neue Münchner Nischenparfüm-Label Laborynthia. Es sind 5 wunderbare Düfte in den letzten Jahren entstanden, die so unterschiedlich sind und doch alle ihren ganz eigenen und persönlichen Charakter besitzen. Fest steht, es ist ein ganz besonderes Nischenparfüm-Label mit ganz besonderen kreativen Riechtalenten im Hintergrund.

Die Gründer Anna und Florian haben schon vor ihrem gemeinsamen Start mit Laborynthia im kreativen Bereich gearbeitet. Anna kommt aus dem Hair+Make-Up Bereich und Florian liebt die Fotografie. Sie beschreiben sich auch gerne so: Vier Augen  für die Schönheit, zwei Nasen im Wind.


Wir haben die beiden interviewt:

://CC Wie ist die Idee entstanden ein eigenes Nischenparfüm-label zu gründen, also wie seid ihr zusammengekommen?

A+F Die Idee entstand im gemeinsamen Urlaub unter Palmen in den Florida Keys. Wir wolten über die reine Schönheit hinaus eine Stufe weiter gehen, andere, tiefere Sinne ansprechen, und unseren Traum verwirklichen: mysteriöse Düfte entwickeln. Florian ist schon immer ein Hypersensoriker mit extrem ausgeprägten olfaktorischen Wahrnehmungen. Er riecht gern an allem. Zusammen sind wir seit Jahren. We are in love!

://CC Wie ging es dann weiter, als ihr beschlossen habt, Laborynthia zu gründen? Wie lief die Namensgebung des Labels und der Düfte ab?

A+F Ja die Namensgebung, eine wunderbare Frage, und eine wunderbare Zeit! Alles fing vor fünf Jahren mit unserem ersten kleinen Fragrance-Labor in München an. Schnell haben wir gemerkt dass unsere Suche nach den Düften, nach den Rohstoffen, nach dem perfekten Zusammenspiel der Moleküle einem riesigen Labyrinth gleicht – immer wieder rennst Du in Sackgassen, musst umkehren, und suchst neue Wege in verwirrenden, verwinkelten und mysteriösen Welten. Letztendlich ist es eine Mischung aus Labor und Labyrinth geworden.

Die Namen der einzelnen Parfüms waren dann Ausgangspunkt, Konzept und Inspiration für die Kreation und maßgeblich für deren Entwicklung, deren Duft verantwortlich. Odette und Odile sind die beiden Schwäne in Tschaikowskis Schwanensee, dessen schicksalshafte Dualität wunderbar in „Black Swan“ verfilmt wurde – das Zarte, unschuldig Elegante, was vom Dunklen, zielstrebig Erotischen herausgefordert wird. Interessant dabei ist für uns, dass die ursprüngliche Version Tschaikowskis keinen festgelegten Ausgang besitzt, und so unendlich viele Interpretationen und Variationen des offenen Endes denkbar bleiben. Ausserdem sind wir beide grosse Fans von Jean-Luc Godards Filmen und seiner Sixties-Ode an die Schönheit, die Leidenschaft und den Verrat: Die sommerliche Hitze von Rom und Capri und die überirdisch erotische Ausstrahlung von Brigitte Bardot inspirierten uns zu Le Mépris. Der Artist ist eine Hommage an die Freiheit und Unkonventionalität des Künstlers, der sich nicht in Rahmen pressen lässt und auch gerne mal aneckt, und riecht nach Leder, Holz und Unangepasstheit. Solitude entstand durch das herrliche Gefühl der Freiheit, alleine unterwegs zu sein: In selbstgewählter Stille, fernab von Hektik und Stress, an magischen Orten, dem Teakdeck eines Segelboots, der hölzernen Veranda einer dunklen Bar auf Mustique. An ihm haben wir insgesamt am Längsten gearbeitet.

://CC Ihr habt speziell nur 5 Düfte, hat das einen Grund?

A+F Ja, wir wollten jetzt mal loslegen. Wir arbeiten im Hintergrund seit beinahe fünf Jahren – an vielen unterschiedlichen Duftprojekten, und auch an weiteren, spannenden neuen Kreationen. Doch alles hat seine Zeit.
://CC Wie sind eure Düfte denn überhaupt entstanden und welche Einflüsse haben dabei eine Rolle gespielt?
A+F Wie oben schon erwähnt nehmen wir ein Gefühl, einen emotionalen Zustand, einen Impuls, der aus unterschiedlichtsen Richtungen kommen kann, Film, Theater, Ballett, unseren Erfahrungen, Reisen, Momentaufnahmen, und versenken uns anschliessend komplett in dessen Tiefenwirkung auf uns. Dann komponieren wir um diese Eindrücke herum die stoffliche Zusammensetzung. Das ist ein ungeheuer komplizierter und langwieriger Prozess, ähnlich dem Komponieren einer Symphonie. Es gibt so viele Moleküle, so viele natürliche Stoffe die man erst mal genau kennenlernen darf, die sind wie vollkommen unterschiedliche Charaktere, deren Wechselwirkung untereinander dann bis ins kleinste Detail ausgefeilt wird und am Schluss harmonieren – stimmen – muss. Weisst Du, wenn du bei Chopin auch nur eine Note falsch spielst, merkt das beinahe jeder – sofort. Diese Fokussierung, diese Hingabe, dieses Eintauchen und Komponieren funktioniert nur in absoluter Konzentration und Stille. Deswegen haben wir Laborynthia geschaffen: Ein kleines verborgenes Labor am Ende der Welt, umgeben von Wäldern und Natur. Keine Ablenkung. Ruhe.
://CC Das ist eine wunderbare Beschreibung! Wo genau kann man eure Düfte denn kaufen?
A+F Ab August werden wir in München exklusiv bei Ludwig Beck geführt, sowohl im wunderbaren Parfumeriestore als auch in den fünf Höfen. Darüber hinaus sind wir mit weiteren sehr interessanten Partnern im Gespräch. Und natürlich kann man unsere Düfte und unser Discovery-Set online bei uns auf der Website bestellen.
://CC Was sind eure weiteren Pläne für die Zukunft, wo möchtet ihr mit eurem eigenen Label hin und was habt ihr eventuell noch geplant?
A+F Es gibt noch viele Pläne. Zum einen arbeiten wir wie bereits erwähnt an neuen Duftkompositionen, die auf ihren Auftritt warten. Und selbstverständlich will Laborynthia die Welt erobern! Gespannt warten wir daher auf die nächsten faszinierenden Abzweigungen, die dieser aufregende Weg noch für uns bereit hält. Wir blicken mit großer Freude in die Zukunft: Wir sehen unseren Namen in Leuchtbuchstaben.
://CC Was macht euer Label besonders und wieso hebt es sich von anderen Labels ab?
A+F Weisst Du wir verfolgen wirklich einen wahren, authentischen Manufakturgedanken. Wir achten unglaublich genau auf die Details. Ich meine wir bedrucken unsere Flakons per Siebdruck selber, schleifen und polieren die wunderbaren Hölzer für die Kappen von Hand. In unserem Labor experimentieren wir täglich mit unseren Riechstoffen und etwa 200 natürlichen Ätherischen Ölen, Harzen, Balsamen, Absolues, rühren unsere Formeln in kleinen Batches von Hand an und lassen unsere fertigen Konzentrate monatelang mazerieren. Wir geben den Dingen die Zeit, die sie benötigen. Parfumkreation erfordert extrem viel Geduld. Jede neue Komponente will mit den anderen Dingen zusammenwachsen und erst nach Wochen weiß man wohin sich das Zusammenspiel entwickelt. Klar, irgendwann bekommst du ein Gefühl für was wie laufen könnte, aber letztendlich ist es ein wenig wie beim Wein oder beim Whiskey und so richtig lässt sich nichts voraussagen. Klar, Du nimmst die besten Trauben, aber baust du den Wein im Barrique aus? Manchmal hast du erst nach Monaten der Lagerung die Sicherheit ob eine Idee, ein Einfall den du hattest Flügel bekommt – oder ob Du im Entwicklungsprozess wieder zurückgehst und eine andere Richtung einschlägst. Es ist auch schon vorgekommen dass wir nach einem Jahr alle Änderungen komplett verworfen haben und am ursprünglichen Konzept noch mal komplett von Vorne angefangen haben. Aber wenn am Ende dann alles stimmt ist das einfach unbeschreiblich.
://CC Kein einfacher Weg, dafür aber aufregend! Würdet ihr jetzt noch einmal etwas anders machen, wenn ihr könntet?
A+F Es wäre toll gewesen manche Steine von Anfang an zu sehen – und nicht erst wenn man über sie stolpert. Aber weißt du, das Leben ist ja auch ein Labyrinth und letztendlich ist das Geheimnis natürlich schon auch genau der Weg, den du gegangen bist und er macht deinen ganz eigenen, besonderen Charme aus, Stolpern inklusive. Insofern – jein! Kleinigkeiten werfen dich teilweise Monate zurück, z.B. eine technische 3D-Zeichnung für den Kappenverschluss, wer macht mir die jetzt? Für alles gibt es jemanden, der es gerne gegen entsprechendes Honorar für dich erledigen will, aber dann ist es nicht mehr dein Baby, und du würdest essentielle Bestandteile in andere Hände geben. Da wollten wir uns lieber treu bleiben, wirklich alles selber zu konzipieren, zu verstehen, zu lernen – seehr viel zu lernen – auch wenn es manchmal irre lang gedauert hat und mächtig anstrengend war.
://CC Aller Anfang ist schwer, was würdet ihr jemanden mit auf den Weg geben, der ebenfalls sein eigenes Label gründen möchte?

A+F Durchhalten. Durchhalten. Durchhalten. Das unterscheidet den Gewinner vom Verlierer: er gibt nicht auf. Und: Man unterschätzt leicht was so ein Unterfangen kostet und wie lange es dauert. Wir haben das  zum Teil sogar ganz massiv unterschätzt. Alleine die Rohstoffbeschaffung… Auf der anderen Seite ist es vielleicht auch ganz gut wenn du nicht genau weisst was alles auf dich zukommt, sonst fängst du eventuell erst gar nicht an. Aber: Versucht zumindest so klar wie möglich im Vorfeld Aspekte einzukalkulieren, die man gerne am Anfang mal nicht auf dem Schirm hat, z.B. die rechtlichen, die sicherheitsrelevanten Anforderungen. Das wird ganz schnell ganz viel. Ich meine der Schrank, in dem wir unseren Parfumalkohol lagern, kostet einen mittleren vierstelligen Betrag. Ein Schrank!

://CC Wow, dass ist nicht schlecht. Wer hätte das Gedacht. Was ist denn euer ganz persönlicher Lieblingsduft eures Labels und warum?

Anna Ich liebe alle unsere Baby’s. The Artist ist seit Jahren mein Daily Duft, den trage ich am häufigsten. Flo wollte den ein paarmal ändern, noch was dran schrauben, aber ich habe es ihm verboten, jedes Mal! Es war Liebe auf den ersten Hauch. Er ist perfekt. Odette und Odile benutze ich gerne am Abend, wenn ich meine Sneaker gegen andere Schuhe eintausche und Le Mepris ist der absolute Sommerduft für mich. Raus aus der Dusche, rein ins Sommerkleid, le Mépris und ab in die Sonne. Solitude schließt das Ganze ab, den trage ich auch sehr gerne alternativ zum Artist.

Florian Für mich ist es ehrlich gesagt immer der, an dem ich gerade arbeite, denn in diesen Duft muss ich mich vollends fallen lassen, ihn mit jeder Pore atmen, spüren, er muss mich zum Klingen bringen, die entsprechenden Akkorde in mir bewegen. Weisst du, jeder der fünf Düfte, die abgeschlossen, fertig sind, hat das in und mit mir getan, während er entstand. Meine Aufgabe im Schaffen: Den Blick nach vorne. Ich richte meine Aufmerksamkeit ganz ins Hier und Jetzt, in den jeweiligen neuen Entstehungsprozess. Darüber hinaus trage ich selbst mittlerweile leider sehr selten Düfte, weil ich meine Nase frei halten muss, sonst gewöhnt sie sich an einzelne Nuancen, Noten – und nimmt sie anschliessend nicht mehr wahr. Aber soviel kann ich verraten: There are beautiful things to come!
://CC Wir sind sehr gespannt! Wie läuft eure Zusammenarbeit genau ab, wer macht was und wieso?
A+F Wir sind zu zweit. Also keiner von uns macht irgendwas, wir delegieren nur noch. Anna, die Bezahlfunktion per Kreditkarte hängt –  okay, dann soll sich das IT-Department drum kümmern! Flo, wo ist die Rechnung vom Bulgarischen Rosen-Absolue? Frag halt bitte in der Buchhaltung nach! Du die Verpackung für’s Discovery-Pack ist immer noch nicht da – beschwer Dich bei den Jungs von der Logistik! Hast Du das Model schon angerufen? Nö, das Casting ist Sache der Werbeabteilung. Anna, am Artist würde ich noch gerne ein wenig … NEIN, auf keinen Fall!! Das Interview lief aber seltsam, wer kommt denn auf solche Antworten? Lass uns das Marketing-Team feuern!
Wieso ich? Du, weil’s sonst keiner macht!
://CC Na das scheint doch eine gelungene Zusammenarbeit bei euch beiden zu sein. Also auch im Arbeitsleben ein perfektes Team!
Fotos: Laborynthia
Website: LABORYNTHIA