Autobiografie einer Pflanze

Die Biegert&Funk Uhr schreibt 6.30 Uhr und die ersten Sonnenstrahlen leiten das allmorgendliche Ritual vom unvermeidbaren Dröhnen des iPhone 6 Plus meines Besitzers ein. Seit nunmehr drei Jahren gehört dieses Ritual zu unserem Alltag.

Sechs Uhr dreißig, dröhnendes Geräusch, Pause. Dröhnendes Geräusch, Pause. Dröhnendes Geräusch, Pause. Nach unendlich vielen Wiederholungen, die gar an Folter grenzen, dringen Geräusche aus dem Schlafzimmer. Man mag sagen, dass ich im Wohnzimmer wohnhaft bin, das beste Zimmer wie ich finde.

Die Tür wird geöffnet, er schleicht an mir vorbei auf direktem Wege Richtung WC, Klodeckel auf, Boxershorts runter und die perfekt gewölbten, leicht behaarten Rundungen seines Glutaeus entblößen sich in optimaler Sichtweite. Beim Prozess des Urinierens entledigt sich sein adonischer Körper vom letzten Kleidungsstück und offenbart sich meiner Selbst.

Wir beide haben die heutige Nacht seit langem alleine verbracht, der Geruch des Junggesellens bringt das heimische Gefühl von unseren früheren Jahren wieder ins Leben. Ich wende mich ab, blicke hinaus und genieße die Sonne.

Weibliches Stöhnen gepaart mit schlecht komponiertem Elektropop reißen mich aus dem Schlaf. Sechs Uhr fünfundvierzig. Er holt sich einen runter, ich gucke zu.

Als wir zueinander fanden, spürte ich von Beginn an eine versteckte homoerotische Ader in mir. Mag es für ihn eine normale Beziehung gewesen sein, so pflegte ich sie in meinen Gedanken als eine sexuelle. Gedüngt aus seiner zarten Zuwendung entflammten sie von Anbeginn.

Mit der Zeit verstummten die täglichen Interaktionen, reduzierten sich auf das wöchentliche Gießen und verstummten im sporadischen Blickkontakt. Ich fand mich im Disput wieder. Zerrissen befand ich mich im Wahnsinn emotionaler Abhängigkeit und dem versuchten Verdrängen selbiger.

So fiel ich in einen Schlaf bedingungsloser, gedanklicher Zuwendung an ihn. Jede Liaison ein heimlicher Stich ins Herz, ein krankhaftes Beschatten jeglicher Bewegung.

Der Winter kam, ich ging.

Mit dem Sommer kamen neue Ambitionen, neue Perspektiven. Nahm er eine von hinten, sah ich von vorne zu, die Stiche wurden weniger, leichter zu ertragen und ich fand mich in meiner voyeuristischen Scheinwelt wieder.

Je mehr ich mich mit ihm beschäftigte, desto mehr wuchsen wir in unsere gemeinsame Perversionen hinein.

In einer von den endlos vielen pornostreamenden Nächten stießen wir gemeinsam auf die Vorzüge von Frauen mit Prolapse. Frauen, die wohl durch kontinuierlichen Analverkehr und Fisten eine pfingstblumenartige Wölbung an ihrem Anus offenbaren. Durch Pressen wird diese vermeintliche Blume nach außen gestülpt, der Mann beschäftigt sich mit der Ausstülpung und penetriert sie mit seinem Phallus oder Finger.

Wir beide bemerkten den Umschwung von Interesse und durch soziale Konformität geprägte Anbiederung in sexuelle Attraktivität. In gespannter und Detail verliebter Observierung schlich seine Hand auf seine prall gefüllten Calvins, sein Phallus flappte heraus. Mit der anfangenden Penetration der Prolapse begann er sich einen runterzuholen, erst weniger in den Porno vertieft, dann immer intensiver.

Er schwenkte seinen Kopf nach hinten, vertieft in sein Bonheur griff er mit der anderen Hand seine Eier und ejakulierte direkt auf meine Wenigkeit. Ich fiel aus aller Erektion in einen hochberührten Zustand, getroffen von seiner Essenz besamte er mein Stigma und löste mich in Tränen auf.

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